Voraussetzung für dieses Instrument war, dass ich eine Les Paul wollte mit P90s, das Bigsby fand ich reizvoll, in der Kombination mit dem schwarzen Relic spukte diese Gitarre mir dann monatelang im Kopf herum.
Ich besitze eine Gibson R7, die ebenfalls ein fantastisches Instrument ist und hatte darüber hinaus noch einige Gibsons im Besitz. Ich bin jetzt nicht DER Gibson Experte, aber eine vergleichbare Gibson wäre sehr viel teurer geworden, als die Maybach.
Dachte ich mir also: "Gib Maybach mal eine Chance.". Bin ja auch z.B. von Fender zu Haar gewechselt, was ich nie bereut habe, im Gegenteil.
Gedacht war diese '54er LP als Geburtstagsgeschenk, und daher habe ich sie im März zur Begutachtung bestellt. Überreicht wurde die Gitarre dann später.
Ersteindruck:
Koffer toll! Erster Blick ein "Wow!". Schwarz, leichtes Relic, Bigsby, P90s. Richtig toll! Danach fiel mir das schneeweiße Binding auf, das beißt sich etwas mit dem Relic, leicht beige oder gelblich täte dem Finish gut. Das Relic ist stellenweise gut gelungen, die Lackrisse und die Metalloberflächen sind z.B. glaubhaft gealtert worden, die Dongs allerdings nicht. Die sehen sehr "gekünstelt" aus.
Bespielbarkeit "out of the box":
Joa, ging so. Das Bigsby ist ohne Nacharbeit ein "Stimmungskiller". Brutal wie schnell sich eine Gitarre verstimmen kann, wirklich übel. Also Youtube angeschmissen und recherchiert, worauf es bei einem Bigsby so ankommt. Saiten gewechselt - was bei einem Bigsby wirklich "pain in the ass" ist, Sattel geschmiert, Intonation eingestellt, Saiten einen Tick tiefer und als Resultat mit ganz frischen Saiten, die sich noch nicht 100% gesetzt hatten: Deutlich besser, aber immer noch nicht gut. Ich denke, den Sattel muss ich bei einem Experten nacharbeiten lassen. Dennoch, konnte man nun eine Weile spielen, ohne dass man nachstimmen musste. Schon besser. Ich verwende .010 - .046er Saiten.
Die Bünde sind super abgerichtet, Bendings fallen sehr leicht. Ich mag dicke Hälse (Gibson R7!), dieser Hals ist ein chunky D-Profil, deutlich abgeflacht auf der Rückseite, für mich spontan ungewöhnlich, aber dennoch gut zu greifen. Etwas weniger "baseballschlägerig" als die R7.
Sound:
Richtig geil! Üblicherweise spiele ich Humbucker, ab und zu mal HSS Strat und die Amber P90s klingen sehr eigenständig. Schon auch fett und gleichzeitig drahtig, perfekt für Crunch-Sounds und dirty Cleans mit einer sehr guten Anschlagdynamik. Hi-Gain Sounds gehen auch sehr gut, allerdings ist das hier natürlich keine Metalaxt. Dennoch klingen Palmmutings richtig dick!
Üblicherweise bin ich auch kein großer Freund der Hals-PUs, aber hier krümmt sich der Wurm anders: Super fetter Sound, dennoch mit einer sehr guten Auftrennung und sehr dynamisch. Zieht einen richtig ins Spiel rein. Ja und dieser Neck-Pickup-Sound war dann das "Zünglein an der Waage", weshalb ich trotz Problemen bei der Stimmung die Gitarre behalten wollte.
Der Bridge PU ist deutlich höhenreicher, ohne fizzelig zu werden, Perfekt!
Fazit:
Die Gitarre lag jetzt mehrere Wochen unangetastet im Koffer. Ich bekam die Gitarre am Geburtstag ausgehändigt, Koffer aufgeklappt, rausgeholt und die Überraschung: Kaum verstimmt! Ein bissl gezockt, nachgestimmt, und nun hält die Gitarre die Stimmung sehr gut für eine Gitarre mit Bigsby wohlgemerkt. Leichten Vibratoeinsatz verzeiht die Gitarre nun sehr gut, Divebombs nicht, aber dafür ist so ein Bigsby auch nicht gemacht.
Ein paar meiner Songs gezockt, und wir sind Freunde geworden, sehr gute Freunde. Vielleicht wird irgendwann Liebe daraus.
@Maybach: Good job overall!
Wo eine Gitarre gut sein muss, ist diese LP fantastisch, beim Rest gibt es Abstriche und man muss etwas nacharbeiten (können), um das Instrument zu perfektionieren. An den Look (weißes Binding) habe ich mich jetzt auch gewöhnt. Daher, wegen dem Relic und des ootb-Setups, einen Stern Abzug bei der Verarbeitung. Der Rest ist 5/5.