Nirgends im Netz konnte ich einen Hörvergleich oder dessen Beschreibung verschiedener PA-Säulensysteme finden. Deshalb habe ich ihn selbst angestellt und mir 5 Säulensysteme und 2 weitere Systeme besorgt. Jedes System stand in doppelter Ausführung bei mir, um guten Stereo-Sound zu haben. Wofür? Ich möchte hauptsächlich mein Keyboard in schönster Qualität hören. Also habe mich mein Yamaha YC88 geschnappt und mit immer identischen Einstellungen getestet. Hauptsächlich war das der pure Flügelklang der Piano-Section ohne jedwede Effekte und die VCM-Orgel „H2“ mit etwas Chorus und Hall („Reverb“) im Plenum-Spiel (alle Zugriegel auf 100%).
Ich beschreibe hier nicht die technischen Ausstattungen, Mischpulte, DSP-Module usw. der Systeme und vergleiche sie hier auch nicht, denn dazu bietet das Internet bereits diverse Beschreibungen und Vergleichsberichte. In meinem Bericht geht es ausschließlich um das Hörerlebnis.
Währenddessen hatte ich zwei High-End-Enthusiasten als Ohrenzeugen dabei, damit ich nicht nur meinen Eindruck wiedergebe. Erfreulicherweise waren wir bei allen Kandidaten derselben Meinung. Vorweg gesagt: alle Systeme sind wirklich gut, aber es gibt dennoch erstaunliche Unterschiede!
Electro Voice EV Evolve 50M
Um es kurz zu machen: Dies ist das System, das ich nicht zurückgegeben habe. Das EV-System ist mein absoluter Favorit. Der Klang ist natürlich, klar und differenziert. Die Töne des Klaviers perlen aus den Lautsprechern, dass es eine riesige Freude ist, an diesen Boxen zu spielen. Direkt nebendran habe ich mein akustisches Klavier stehen, ein gutes Konzertklavier. Die EV Evolve 50 imitieren den Klang am besten von allen getesteten Systemen, sofern ich über den Equalizer die Höhen stärker betone.
Bei der Orgel fiel auf, dass die EV Evolve 50 den perkussiven Anschlag am deutlichsten überträgt. Dieses System mach schlicht am meisten Spaß beim Spielen. Ich wollte gar nicht mehr aufhören….
Klanglich, vom Verstärker und von der Lautsprecherbestückung unterscheiden sich die Systeme Evolve 50 für 1.700 € pro Stück und Evolve 50M für knapp 2.200 € pro Stück ja nicht. Wer also die Konnektivität zwischen zwei Systemen nicht benötigt, kann 500 € pro System sparen, indem er auf die „M“-Version verzichtet. Übrigens, die Systeme gibt es auch in einem schicken Weiß. So stehen sie jetzt auch bei mir.
JBL PRX One
Das Flaggschiff der JBL-Säulensysteme kostet 1.700 € und kommt klanglich verdammt nah an die EV-Systeme heran. Es ist etwas höhenbetonter als EV. Hier muss man aufpassen: als der Equalizer am Keyboard mit verstärkten Höhen noch eingeschaltet war, klang der Flügel leicht klirrend.
Der Orgelsound ist fantastisch – wie bei der EV Evolve 50. Diesem System gebe ich die Silbermedaille. Insgesamt wirkt es nicht ganz so lebendig wie die EV Evolve 50, daher Platz 2.
D.A.S. Audio Vantec-215A
Dieses System ist kein Säulensystem und erinnert mich an die Boxen in den Proberäumen der 80er, so wuchtig kommen sie daher. Sie haben ordentlich Druck und einen hohen Wirkungsgrad, sind klanglich jedoch enttäuschend. Es fehlt beim Klavier die Natürlichkeit. Der Klang wirkt eher wie aus einem mächtigen Kofferradio kommend.
Bei der Orgel fallen Verzerrungen in den Höhen auf und das Plenumspiel wird als Klangbrei übertragen. Der Sound ist nicht differenziert. Die 1.900 € je System würde ich anders investieren.
LD Systems Maui 44G2
Das Maui 44G2 ist das größte und höchste Säulensystem im Vergleich. Das Flaggschiff der Säulensysteme von LD-Systems klingt gut, aber nicht so natürlich wie die EV Evolve 50 oder JBL PRX One. Das Maui 44G2 ist bassbetont, jedoch wirkt es dabei obertonarm und die Präsenz fehlt. Der Bass ist mächtig, neigt aber leider auch zum Dröhnen. Das hat mich doch etwas bei einem Preis von 2.600 € je System erstaunt.
KS audio CPD 14N
Mit fast 4.700 € je System ist diese kompakte Box das teuerste System im Vergleich. Ich bin erstaunt, wie wenig Klangvolumen es dafür liefert. Da ist er wieder: der Kofferradio-Sound. Ok, das ist vielleicht etwas gemein, beschreibt aber die Tendenz. Insgesamt liefert dieses System einen ausgewogenen Klang mit Betonung der Mitten.
JBL 4305P
Diese kleine Aktivbox ist nicht dem PA-Bereich, sondern dem Hifi-Lager zu zuordnen. Meine High-End-Enthusiasten haben sie mitgebracht. Sie ist wirklich platzsparend, hat dadurch aber auch klanglich nicht das Volumen der Säulensysteme. Im Vergleich klingt sie eingeschnürt. Bässe und Höhen werden etwas eingeschränkt transportiert, die Mitten sind sehr präsent. Bei lauterem Spiel erreichen wir die Grenze des Machbaren und es kann ein Klirren einsetzen. Positiv zu bemerken ist das sehr lebendige Klangbild. Wer nicht viel Platz hat und nur 1.100 € pro Box ausgeben möchte, ist mit diesem Lautsprecher gut beraten.
Passivsystem mit JBL-Endstufe und Dynaudio Contour 4 Passivboxen
Ja, ich weiß, das passt so gar nicht in den Vergleich, aber ich konnte es nicht lassen…. Ehrlich gesagt, habe ich mir mehr erwartet, als ich dann geboten bekam. Der Klang ist längst nicht so lebendig wie bei den guten Säulensystemen, aber das Schlimmste ist, dass es eine kurze Verzögerung von etwa einer halben Sekunde zwischen Tastenanschlag und Tonübertragung am Lautsprecher gibt. Wir haben hochwertigste Kabel verwendet, daher kann ich mir diesen Effekt nicht erklären, aber das ist natürlich ein No-Go. Schnelle Passagen kann ich ohne direkte Hörkontrolle so nicht spielen – zumindest ich nicht! Das Experiment ist also ein Fehlschlag gewesen, aber immerhin aufschlussreich.