Ich bin Anfänger bei der Bläsern und spiele bisher Trompete und Horn.
Parallel dazu bekam ich ein ziemlich verschlissene 354er Posaune geschenkt und bemühe mich darum, ihr Töne zu entlocken.
Meinem laienhaften Anschein nach klingt die 354er etwas "blechern", was vermutlich mehr an mir, als an der Posaune selbst liegt.
Im Preisrahmen von 1-1,5k€, mehr kann ich leider nicht ausgeben, habe ich den Markt recherchiert. Ich habe mich belesen, in Foren gestöbert und vor allem die Klangbeispiele hier auf den Thomann Seiten genau abgehört.
Im Zuge dieser Recherche kam ich zu der Überzeugung, eine möglichst große Bohrung zu benötigen, denn ich möchte die Posaune breitbandig spielen, ich benötige keine "spitze" Tonlage für Jazz etc.
Eine ML oder L Bohrung sollte es sein.
In die engste Auswahl kam die YSL-447 G mit der L-Bohrung und deren "kleine Schwester" mit der ML Bohrung.
Thomann liefert die am Lager vorrätigen Waren sehr schnell und gut verpackt aus, so habe ich meine YSL-447 G auch sehr schnell und sicher verpackt erhalten.
Schon der Koffer der Posaune beeindruckt mich, noch bevor ich ihn überhaupt öffne. Er macht einen höchst soliden und belastbaren Eindruck. Die Scharniere sind solide, wie auch die Verschlüsse, eine versehentliche Öffnung derer scheint ausgeschlossen. Dem Koffer liegt auch eine Tragegurt bei, falls man ihn über der Schulter tragen mag.
Nun zur Posaune selbst.
Ich entnehme sie den Schutzfolien und bin beeindruckt, über die Verarbeitungsqualität.
Made in China muss kein Manko sein, wie dieses Instrument zeigt.
Die Lötstellen sind sehr sauber gearbeitet und Oberflächen sind nahezu perfekt. Bei genauer Betrachtung unter einer Lampe sehe ich ganz feine Muster, sie stammen offenbar von der abschließend Politur. Man muss schon sehr genau hinsehen, um sie erkennen zu können, doch mein Horn hat diese auch, es ist ebenfalls aus Goldmessing gefertigt.
Die beiden Teile der Posaune liegen passgenau und fixiert im Koffer, da kann nichts verrutschen und nichts berührt sich.
Ein Mundstück liegt bei, wie auch ein Putzstock, eine Gebrauchsanleitung, ein Pflegetuch und Gleitmittel für den Auszug.
Ich montiere den Auszug an den Klangkörper, wie bei Posaunen üblich, durch einstecken der Passung und Fixierung mit der Rändelschraube. Der Auszug steckt etwas stramm in der Passung, mit erscheint das zweckmäßig, denn im Laufe der Jahrzehnte dürfte es leichter werden, wie bei meiner rund 40 Jahre alten 354er. Die Rändelschraube meiner alten 354er gefällt mir etwas besser, sie ist griffiger.
Es gelingt mir nicht so gut, den Auszug verdrehsicher zu montieren, denn ich möchte die Rändelschraube nicht zu fest anziehen, doch offenbar sollte man genau das tun.
Die Balance der 447 gefällt mir sehr gut, denn das Instrument liegt gut in der Hand und ist bei eingeschobenem Auszug perfekt „im Lot“.
Der Verdrehring des Auszugs dreht sich noch etwas schwer, der an meiner 354er ist viel zu leicht und löst sich gerne mal, dann fällt der Auszug unbeabsichtigt nach unten. Bei dieser 447 kann das nicht passiert und das ist gut so.
Damit komme ich zum Auszug und ich kann meine Bewunderung kaum verbergen, wie leicht er läuft. Ich habe den Vergleich zu meiner alten 354, die trotz sehr guter Schmierung deutlich schwerer läuft. Besonders deutlich wird das im Spiel von 1/8 und 1/16 Noten, wenn ich den Auszug recht schnell bewegen muss. Er gleitet leicht und ruckfrei und hat zudem eine geringen Massenträgheit, also wenig Eigengewicht.
Wenn ich nun die Preise der 354er mit der 447 vergleiche und dabei auch noch berücksichtigt, dass die 447 aus Goldmessing gefertigt ist und damit teurer als das Gelbmessing der 354, staune ich über den "günstigen" Preis.
Die 354er kostet etwa 700€, während die 447 für aktuell rund 1100€ zu haben ist, der Aufpreis ist sehr gut investiert.
Damit nun zum Spiel auf der 447 G.
Ich bin nicht wirklich erfahren, schon gar nicht auf der Posaune, doch ich habe den direkten Vergleich zwischen der 6320 Trompete, der 354er Posaune und meinem Horn, in Relation zur 447 G und spiele darauf identische Melodien.
Die Grundtöne blase ich zunächst mehrfach rauf und runter, meine ersten Töne auf diesem Instrument. Sie sprechen sauber an, doch mir fällt auch schnell auf, ich muss deutlich mehr Luft durch das Instrument schieben, deutlich mehr als durch die 12,7mm Bohrung der 354.
Die 447 G hat eine 13,89mm Bohrung, diese bemerke und höre sogar ich als Laie deutlich, so hatte ich das auch erwartet.
Was ich nicht erwartet hatte, ich die gravierend stärkere Intonation und Tragweite, denn die 447 G klingt deutlich voluminöser, gewichtiger, nach mehr „Hubraum“.
Mit fällt das insbesondere in tieferer Notation auf, während mir in höheren Lagen meine alte 354 fast etwas besser „spritziger“ erscheint.
Im Wechsel zwischen der 354er zur 447 G spiele ich die gleichen Melodien hintereinander weg und werte die 447 G überwiegend deutlich besser und meiner Einschätzung nach als die bessere Einsteiger Posaune. Die 354 ist sehr populär, doch die 447 G verdient es ebenso eingesetzt zu werden, wenn die Anschaffung finanzierbar ist.
Mittelfristig und langfristig ist sie der deutlich bessere Invest, doch es bleibt die Frage, ML oder L Bohrung. Man muss es wohl individuell entscheiden, am besten im direkten Vergleich des Probespiels.
Ich habe mich für die L Bohrung entschieden und spiele mit dem Gedanken, auf die ML Bohrung zu wechseln. Mein Können genügt nicht, um das Potential der 447 G ausschöpfen zu können.
Im Fazit bin ich höchst zufrieden und ehrlich beeindruckt, wie deutlich die 447 G meine sehr alte 354 überragt.
Ausstattung und Verarbeitungsqualität sind einwandfrei, damit ist die 447 eine klare Kaufemfpehlung, mit verdienten 5 Sternen.