Die letzten 10, 15 Jahre habe ich Nord die Treue gehalten (Nord Electro und Nord Piano). Als Klavierspieler in einem Jazzlastigen Trio (mit Bass und Schlagzeug) oder Begleiter von Sängerinnen nutze ich vor allem Akustikpiano- und Rhodes-Sounds. Da war ich mit der reichhaltigen und weiter wachsenden Nord-Library gut bedient. Allerdings blieb ich am Ende bei einigen wenigen Piano-Sounds hängen, die sich bei den Gigs bewährten. Aus Transportgründen habe ich immer wieder mal mit kürzeren Keyboards geliebäugelt. Beim Nord Electro 73 HP konnte ich mich mit der Tastatur nicht anfreunden. Ähnliches gilt für das Grandstage 73 von Korg. Dann stieß ich auf das CP73. Die Tastatur stellt den für mich idealen Kompromiß dar, um Akustikpiano ebenso dynamisch und akzentuiert spielen zu können wie Rhodes oder Wurlitzer. Bei dieser Tastatur bilde ich mir ein, die lange Klavierbau-Tradition von Yamaha zu spüren. Das gesamte Lay-out ist ziemlich gelungen und weitgehend selbsterklärend. Die Kippschalter zum Ein- und Ausschalten der verschiedenen Sections (Piano, Electric Piano, Sub, Delay, Reverb) erinnerten mich zuerst an die Trafostation meiner alten Märklin-Eisenbahn. Aber sie sind doch recht funktional und im Liveeinatz gut zu bedienen. Die Sounds überzeugen mich weitestgehend, vor allem die Flügel CFX (rund und voll) und C7 (perkussiver), das Upright U1 (wie im Wohnzimmer) und dann die diversen Rhodes-Jahrgänge von 67 bis 78. Zur Verfeinerung der Rhodes-Pianos und des Wurlitzer gibt eine gut ausgestattete Effektbank. Sogar ein Ringmodulator und ein Touch Wha sind dabei. Damit kann man sich auf die Spuren von Joe Zawinul oder Joe Sample begeben. Was ich eher selten einsetze, aber trotzdem schätze und letztlich von Yamaha auch erwarte, sind die Wiederbelebungen von CP70 und DX7. Was die angebotenen Sounds betrifft, bin ich eigentlich nur von den Orgeln - insbesondere der "Hammond"-Emulation - enttäuscht. Da ist Nord weit überlegen. Zwar ist das CP73 sicher nicht primär zum Orgelspielen gedacht, da macht schon die Tastatur nicht mit, aber es wäre doch schön, z.B. einen Klavierklang mit einer fetten Hammond unterlegen zu können, wenn einem nach Gospel-Feeling zumute ist. Es bleibt zu hoffen, dass Yamaha den Tonewheel-Sound des YC61 auch dem CP73 spendiert. Möglich ist es, denn es können Updates von der Yamaha-Website geladen werden. Auch das hat man von Nord gelernt.
Alles in allem ist das CP73 ein kompaktes Stage-Piano, einfach zu bedienen und mit guten Sounds - ene Alternative auf dem dichten Markt der Stagepianos, die man unbedingt antesten sollte.