Meine allererste Gitarre war eine Kramer Focus 3000 (Made in Japan) aus den späten 1980ern, die ich auch heute noch gern spiele. Als die neuen Kramer-Modelle auf der NAMM 2020 angekündigt wurden, war ich von der SM-1 in Vintage Orange Crush angefixt und habe mir diese schließlich im Sommer 2020 bestellt.
Klanglich liefert insb. der Steg-Humbucker das ab, was man von ihm erwartet: einen crunchigen, erdigen Rocksound. Die Cool Rails in den beiden anderen Positionen sind ok und bieten brauchbar-singende Leadsounds, unterscheiden sich aber für meinen Geschmack klanglich zu wenig voneinander; auch der Coil Split bewirkt eine geringere tonale Veränderung als ich dies etwa von meiner PRS her kenne; insbesondere hat die Gitarre auch entgegen der Produktbeschreibung KEINEN Push-Pull-Poti zur Aktivierung eines Coil Taps. Insofern war ich von der erwarteten klanglichen Vielfalt doch eher enttäuscht. Der Hals hingegen ist ohne Tadel und lässt sich in allen Lagen sehr gut bespielen. Auch das Sustain ist passabel.
Zurückgegangen ist die Gitarre aber letztlich wegen mangelhafter Verarbeitung. Über die Schlieren im Lack und die unsaubere Lackierung der Fräsungen hätte man vielleicht noch hinwegsehen können, doch der an der markanten Spitze angestoßene Headstock war dann ein Schaden zu viel.
Vielleicht Pech gehabt, dachte ich und habe um einen Umtausch gebeten. Doch leider hatte die Ersatzgitarre an genau derselben Stelle ebenfalls einen Lackschaden. Ich konnte auch herausfinden wieso: Genau dort, wo der Headstock gegen den Kramer-Karton drückt, steht nach innen eine Metallklammer über, an der die Headstockspitze beim Transport unweigerlich entlangschrammt. Man schüttelt den Kopf, dass das Niemandem beim Verpacken aufgefallen ist, und leider leitet auch Thomann nach Auskunft des Servicepersonals die Ware nur weiter, ohne diese vor Versand noch einmal zu überprüfen.
Ich will die unzureichende Verarbeitung/Verpackung nicht allein auf den Herstellungsort Indonesien schieben (auch wenn die dortige Fertigungsqualität der koreanischen meiner Erfahrung nach noch merklich hinterherhinkt), aber wenn Kramer in der gehobenen mittleren Preisklasse mitspielen will - als UVP stehen €1049 im Raum - dann muss die Verarbeitungs- und Verpackungsqualität da auch mithalten können. Das tat sie im Fall der beiden mir zugesandten Gitarren leider nicht, so dass ich weiter auf eine einwandfreie zweite Kramer warten muss.