Ich versuche mein Rig für die Bandauftritte momentan so kompakt wie möglich zu halten. Hintergrund ist, dass gerade bei längeren Strecken die Autos eh immer vollbepackt sind - wenn wir Gitarristen und der Bassist jeder noch große Amps und Boards mitschleppen würden müssten wir jedes Mal mit einem Auto mehr fahren. Aktuell habe ich den Line 6 Helix Stomp auf einem kompakten Board verbaut – dieser hat mir bisher immer auch gute Dienste erwiesen. Den Line 6 spiele ich direkt in die PA.
Als ich die Daten des Kemper Players gelesen habe, war ich sofort angetan. Die Tatsache, dass der Player die Rigs der großen Brüder wiedergeben kann, auch ein paar Effekte an Board hat und zudem kompakt ist hat mein Interesse geweckt. Zudem finde ich den Preis für das Gebotene absolut in Ordnung. Also habe ich mir den Kemper Player bestellt, weil mir der Sound schon bei den großen Brüdern sehr gut gefallen hat.
Geliefert wird der Player in einem neutralen Karton. Der Player, Netzteil und Dokumentation sind im Karton mit Folie befestigt. Marketingtechnisch wirkt das etwas puristisch, was ich persönlich sehr sympathisch finde.
Nach Registrierung und Installation der Software habe ich den Player gleich getestet. Was soll ich sagen – der Klang bei Verwendung mit guten Profilen / Rigs ist nach wie vor eine Macht. Wie überall zu lesen, unterstützt der Kemper 2 Effektslot vor und 2 Effektslots nach der Amp- und Cab-Sektion. Das ist natürlich nicht sonderlich viel – gerade, wenn das Noise-Gate und EQ schon jeweils einen Slot belegen, bleibt nicht viel übrig. Allerdings komme ich persönlich 4 Effekten gut klar, da ich hier eher minimalistisch unterwegs bin und mir der überragende Sound mehr wert ist als vllt noch ein zusätzlicher Effekt in der Kette. Die Effekte sind alle sehr gut. Andere Modeller liefern zwar mitunter mehr Effekte – allerdings finde ich die Effekte des Players sehr gut und mir fehlt hier nichts.
Die Cab-Sektion erlaubt auch die Nutzung von IRs. Ich persönlich finde die Kombination von Profilen, die nur den puren Amp ohne Box enthalten und Boxen-IRs besonders spannend.
Die Nutzung von Liquid Profiles ist ebenfalls möglich. Ich finde diese super, da ich so bestehende Profile bezüglich EQ und Gain recht gut anpassen kann. Die Ergebnisse, die so zu erzielen sind, sind wirklich gut. Die Liquid Profiles eliminieren m.E. Nachteile, die der Profiler gegenüber Modellern hat, da man nun bessere Eingriffsmöglichkeiten in die „fertige Sounds“ hats.
Sehr schön ist, dass auch gleich eine DI-Out an Board ist. Beim Live-Spielen ohne Amps ist diese einfach ein Muss und das Board freut sich, wenn hierfür kein extra Platz notwendig ist.
Die drei Fußschalter lassen sich mit unterschiedlichen Funktionen belegen. Mir reichen die „Schaltmöglichkeiten“ aus – ich kann mir aber vorstellen, dass Musiker, die sehr oft ihre Sounds wechseln müssen und viele unterschiedliche Sounds haben mit mehr Schaltern glücklicher werden.
So weit so gut – allerdings stören mich 2 Dinge maßgeblich:
Die Software (Rig Manager) läuft in der aktuellen Version nicht komplett fehlerfrei auf meinem Mac. Ich habe immer mal wieder Abstürze – zudem gibt es auch einen Bug („Save as new“ funktioniert bei mir gar nicht). Ich persönlich finde die Software relativ unübersichtlich. Ich muss sagen, hier gefällt mir die Software der meisten Mitbewerber besser, da ich diese als intuitiver empfinde. Allerdings komme ich auch mit dem Rig Manager zum Ziel – und das ist das Entscheidende.
Die zweite Sache, die mir nicht gefällt, ist die Tatsache, dass der Untergrund / die Bodenseite des Players mehrere herausstehende Schrauben und ein durchlässiges Gitter in der Mitte enthält. Ich vermute, dass diese dazu da ist, um Abwärme abzutransportieren. Was auf den ersten Blick nicht problematisch wirkt, kann Herausforderung bei der Montage des Players auf einem Board mit sich bringen. Die Schrauben sorgen dafür, dass der Boden nicht glatt ist – was bei der Verwendung von Klettband natürlich suboptimal ist. Zudem denke ich auch nicht, dass es gut ist, das Gitter zu überkleben. Ich habe das so gelöst, dass kleine Aluminiumrechtecke an die freien Stellen am Boden geklebt habe – diese habe ich wiederum auf der Oberfläche des Boards direkt (ohne Teppich) mit Tesa-Haftband befestigt. Dadurch sitzt der Player nicht auf den Schrauben, sondern auf den Aluminiumrechtecken und zwischen Board und Gitter ist ein kleiner Abstand. Das funktioniert gut – ich hätte es aber schön gefunden, wenn gleich eine glatte / montagefreundliche Oberfläche an der Unterseite vorhanden gewesen wäre.
Für wen eignet sich der Kemper Player:
Für Personen, die einen sehr guten Sound haben wollen und dabei auf kompakte Maße achten. Sei es bei Live-Gigs oder auf dem Schreibtisch im räumlich begrenztem Home-Studio: Der Kemper Player nimmt nicht viel Platz. Zudem ist der Kemper Player auch eine super Wahl für Personen, die den guten Kemper-Spund haben wollen, aber nicht die Preise der großen Geräte zahlen wollen.
Für wen eignet sich der Kemper Player nicht:
Für Personen, die lange und komplexe Effektwege benötigen und sehr viele Sounds haben, die live häufig gewechselt werden müssen. Auch Personen die eigene Profile erstellten wollen und die den Kemper in ein Rack schrauben wollen, sind mit anderen Geräten besser beraten.
Fazit: Trotz der zwei Kritikpunkte gebe ich 5 Sterne. Wieso? Der Grund ist der hervorragende Sound des Kempers in einem Kompaktgerät zu einem absolut fairen Preis. Das überwiegt die Kritik einfach deutlich. Ich bin schier begeistert von diesem kleinen Biest.