Ich besitze die EJ-Strat nun seit 2007 (!) und kann jetzt folgendes Fazit abgeben:
Die EJ Strat ist im Grunde ein sehr guter Nachbau einer 57er-Strat. Und ich würde sogar sagen von der Verarbeitung und der Wahl der hervorragend klingender Hölzer (Ahornhals mit leichtem Erlekorpus) ist diese Artist Serienstratocaster auf Fender Custom Shop Niveau - nur etwas billiger (jedenfalls damals 2007).
1. Der Hals: ein Soft V-Shape Ahornhals, der ab dem 12. Bund in ein C-Shape übergeht. Genau die richtige Dicke und das richtige Holz für einen knackigen und dynamischen Sound. Durch den eher seltenen 12" Radius ist der Hals auch super leicht bespielbar. Bendings lassen sich butterweich spielen. Allein schon dieser Hals ist sein Geld wert.
2. Korpus und Tremolosystem: Die Strat ist unglaublich leicht, doch überträgt sie durch das leichte Erleholz des Korpus und die damit verbundene Vintageausrichtung in jeder Soundlage jede noch so feine Nuance dessen, was der Gitarrist seinen Fingern entlocken kann. Das Tremolo ist perfekt auf die Strat abgestimmt. Wer es eher rockiger mag, der belässt es bei den fünf Tremolofedern und fixiert den Block. Wer auf dynamischere und vom Frequenzspektrum breiter angelegte Sounds mit einem fast "reverbartigem" Klangverhalten steht, stellt das Vintagetremolo freischwebend mit drei Federn ein. Der dünne Nitrolack führt bei regelmäßigen (aber nicht übermäßigem) Spielen dazu, dass man sehr schnell seine eigene Soft- bzw. Heavy-Relic-Strat hat. Wer die EJ-Strat ohne Macken erhalten möchte, sollte sie in die Vitrine sperren. Aber dafür ist sie zu schade. Sie will gespielt werden. Am besten jeden Tag.
3. Mechaniken und Sattel: Die Mechaniken sind ebenfalls vintagemäßig ausgerichtet und so gestuft, dass man sich Saitenniederhalter gespart hat. In Verbindung mit dem echten Knochensattel ist diese Strat nahezu unanfällig für Verstimmung.
4. Tonabnehmer: Das war aus meiner Perspektive der einzige Schwachpunkt, der aber sehr subjektiv zu beurteilen ist. Für andere sind dies PUs genau der Traum von einem perfekten Strat-Sound. Die EJ-Strat hat speziell für Eric Johnson gewickelte PUs an Bord. Am Hals einen FAT 50 ähnlichen PU, allerdings mit weniger Druck. In der Mitte einen 60er Jahre PU mit weniger glockigen Höhen und am Steg einen in Richtung "overwound" konzipierten PU. Diese Fender PUs gibt es nicht im freien Handel - eben nur mit dieser Strat zu kaufen. Doch gerade das ist das Problem. Die PUs klingen für meine Ohren eher langweilig. Es fehlte an dem typischen Fender-Twäng, der Steg-PU war viel zu dünn im Blues-Rock-Metier. Mir fehlte es an Dynamik im gesamten Klangspektrum. Danach hatte ich viele Fender PUs drin (Noiseless, Lace Sensor, CS 69, Texas Special, David Gilmour Set mit FAT 50 - CS 69 - SSL 5). Keines hat mich richtig überzeugt. Am längsten waren die Texas Special drin, die allerdings mit der Strat eine zu starke Mittenase erzeugten. Und er Steg-PU entwickelte zu harsche Höhen, während der Neck-PU schnell matschte. Nun habe ich mir das Kloppmann Real 65 Set einbauen lassen. Und es ist ein Traum. Diese PUs passen zu dieser Strat perfekt und machen sie erst so richtig lebendig. Der Sound ist Clean, Crunch, Lead und per Overdrive-Pedal (Rodenberg GAS 909) stets definiert, die Saitentrennung spür- und hörbar und alles wirkt richtig rund und hat viel Druck - ohne harsche Höhen. Das Spiel meiner Finger und der Charakter der EJ-Strat werden perfekt abgebildet (je nach Amp). Da ich hauptsächlich mit einem guten Cleansound und Pedalen arbeite, und die Gainstufen per Volumepoti reguliere, waren mir dynamische PUs wichtig, die nicht gleich zumachen, sondern "aufmachen", wenn man das Volumepoti herunter dreht.
Fazit: Ich habe für mich in dieser Strat in Verbindung mit den Kloppmann Real 65 PUs den Heiligen Gral gefunden, den viele Stratomanen ihr Leben lang suchen (manche in sündhaft teuren Originalstrats aus den 50er und 60er Jahren im Wert eines Mittelklassewagens). Ein perfektes Instrument mit Suchtfaktor. Es gibt gute, sehr gute und überragende Fender Strats. Diese hier gehört zur letzteren Kategorie.
Nachtrag: Nach einem ganzen Jahr mit den Kloppmann PUs Real 65 habe ich mir - weil ich so stupide war, meine Original-PUs zu verkaufen - wieder ein Set Fender Eric Johnson PUs gekauft, weil ich mit den Kloppis in Verbindung mit meiner EJ-Strat doch nicht so ganz zufrieden war. Ich revidiere meine Meinung über die Tonabnehmer ausdrücklich!
...und was ist nach dem Umbau geschehen?
Der Sound rastete sofort wieder ein! Die Dynamik ist zurück. Das Volumepoti funktioniert wieder als das, was ich es immer benutzt hatte: als Soundpalette von clean bis crunch und High Gain. Man kann der EJ-Strat mit ihren ureigenen PUs viel leichter einen guten Ton entlocken. Die scharfen Höhen sind gänzlich weg, der Matsch des Neck PU von Kloppmann auch. Alles klingt wieder runder...ich würde sogar sagen musikalischer. Bei den Kloppmann PUs musste ich für einen dynamischen Sound irgendwie härter mit den Fingern arbeiten. Tja, Fender kann es doch und ich fühle ein wenig selbstveräppelt, weil ich acht Jahre und sechs Pickup Sets später erkennen musste, was zu 100% zu meinem Spielstil und Sound passt: diese Strat mit ihren wundervollen und einzigartigen Pickups.
Nur das Tremolo musste nach fast 9 Jahren und etwas Verschleiß raus und ist einem hervorragenden ABM 5050S Vintagetremolo gewichen.
Ich bleibe dabei: eine Strat für's Leben. Umso mehr mit den Original-EJ-PUs.