Eins vorweg, ich übertreibe hier keines Wegs, sondern nähere mich kritisch den Aspekten dieser Gitarre. Das erste was einen in den Sinn kommt, ist ihre anmutende Schönheit bei der ersten Betrachtung. Harmonie und Ästhetik geben sich die Hände, mit leichtem Hauch von Macht. Die Maserung der Decke ist wunderschön und bezieht die Kopfplatte mit ein. Schwarze Hardware mit dunkel gebürsteten EMG-Abdeckungen formen eine liebliche und doch mächtige Erscheinung.
Der Hals ist flach, aber nicht zu flach, die Bundstäbchen wunderbar abgerundet an den Seiten und fühlt sich einfach gesagt, wunderbar an. Sehr hochwertige Erscheinung! Beim trockenen ersten Anspielen fühl ich, wie die Schwingungen durch den Hals in meiner Hand und Finger ankommen und über den sehr gut anliegenden Korpus (Gitarre hängt bei mir hoch) auch körperlich fühlbar sind. Das macht neugierig auf Amp! Verwendung findet ein Kemper mit Palmer Macht 402 Endstufe und 2 1x12 HB-Boxen mit V30 Speaker (Setup in meinem Homestudio). Aber erst Saiten stimmen, Sattel festklemmen und mehr muss nicht. Sehr gut voreingestellt, danke dafür!
Das erste Rig ist ein Mesa in clean, mit Hals-PU als HB: Pur und kraftvoll, viel Attac. In SC-Splitt wird der Sound deutlich weicher, behält sein Sustain und erzeugt warme Höhen mit angenehmen Mitten. Kein Stratsound, aber ein Klang, der mich berührt und überaus gefällt. Interessant ist, dass im Vergleich mit meiner ESP LTD EC-1000, dessen SD Hals-PU nicht splittbar ist, dieser den Rang abläuft.
Ob Strumming, Fingerpicking oder Pleck (0.88er), der Klang ist präsent, durchsetzungsstark und schwingfreudig. Zuschaltung des Steg-PUs bringt mehr Schärfe rein und nur Steg noch mehr, das gefällt mir in clean nicht so, aber dafür würde ich auch eher ein anderes Rig mit etwas Gain verwenden. Und in der Tat, wir kommen im Rock an und bewegen uns schnell im Bereich Hardrock im SC-Splitt, der einen das Grinsen ins Gesicht zaubert. Beschreibung: Durchsetzung, Attac, Sustain aber nicht zu Harsch. Und nun muss es kommen, wie es kommen musste: Push-Pull-Poti reindrücken mit Schalter auf Steg-PU. Hier trumpft die Gitarre auf und erweist sich als Kraftpacket im MidGain und HiGain (Recto-Rigs). Seidenweicher Hardrock bis Metal klingen ohne zu Harsch zu klingen wirklich sehr gut! Dabei sind die Töne klar raushörbar ohne zu matschen, was bei vielen Mitbewerbern gerne vorhanden ist. Durchsetzung, Attac, Klarheit, Sustain kann je nach Gain ins Übertriebene gesteigert werden, die EC-1000FR steckt es weg. Das FR ist augenscheinlich ein hochwertiges Original und kein Zweit- oder Drittlieferantenprodukt, es verrichtet seine Dienste wie erwartet stimmungsneutral und erlaubt auch, so wie hier eingestellt, das Dämpfen mit der rechten Hand. Shredder sind hier genauso zuhause wie Bluesmen/Rocker/Metaller, nur Strat-Puristen werden mit dieser Gitarre unglücklich. Aber dafür ist sie auch nicht Erschaffen worden…
Lieblichkeit und Macht spiegeln sich in Ästhetik, Haptik und Klang wider. Wer das sucht, liegt hier genau richtig!