Zuerst einmal zu Austrian Audio an sich: Ich bin seit einiger Zeit großer Fan der Österreichischen Firma. Nicht nur ihre Herangehensweise und die besondere Firmengeschichte, sondern auch die Qualität und vor allem der Klang ihrer Produkte haben mich bislang immer überzeugt. So halte ich ihr LowBudged Großmembranmikrofon OC16 für das aktuell beste Mikrofon in dieser Kategorie was das Preis-Leistungsverhältnis angeht (siehe meine Bewertung dort).
Als Austrian Audio nun ein Dynamisches Gesangmikrofon für die Bühne im 100€ Bereich herausgebracht hat, musste das natürlich getestet werden. Zumal ich sowieso aktuell auf der Suche nach einer Ergänzung / einem Nachfolger meiner SM 58 bin.
Das Ergebnis war leider ein bisschen ernüchternd:
- Erstmal zur Verarbeitung: Da ist absolut nichts zu bemängeln. Das Mikrofon ist sehr gut verarbeitet und hat in meinen Augen ein markantes moderne Design, welches mir gefällt (bin aber absolut kein visueller Mensch, müsste man vielleicht mal einen Lichttechniker fragen ;)). Bisschen ungeschickt ist allerdings, dass der Schwerpunk des Mikrofons nicht optimal getroffen ist. Bei einem Direktvergleich mit dem SM58 lag der Klassiker von Shure deutlich besser in der Hand.
- Zur Richtcharakteristik: Austrian Audio gibt eine Superniere als Charakteristik an, und auch wenn ich es nicht nachgemessen habe, hatte ich im Einsatz ein sehr gutes Gefühl diesbezüglich. Selbst eine Sängerin zwischen Schlagzeug und Geige (jaa, Bühnen sind manchmal einfach zu klein) konnte ich ohne übertriebenes Übersprechen abnehmen. Auch hatte ich selbst bei kleinsten Sänger-Lautsprecher Abständen kein Feedbackproblem. Leider konnte ich das Mikrofon nur mit Inear-Monitoring testen. Ein Verhalten mit Bodenmonitoren kann ich also nicht wirklich beurteilen.
- Nun aber zum Klang: Das Mikrofon klingt relativ "boxie" und teilweise schon fast "muffig". Für voluminöse (meist männliche) Stimmen wäre es mir eindeutig zu dumpf. Vor allem bei schrillen Frauenstimmen kann ein solcher Effekt ja durchaus dem Gesamtergebnis dienlich sein, allerdings fehlt dem Mikrofon dafür die Offenheit in den oberen Frequenzen. Oberhalb von 8kHz ist leider relativ schnell Schluss und ein Versuch mit dem EQ die Offenheit und Brillanz in den oberen Frequenzen zu addieren endete fast immer mit unangenehmen s, sch- und zisch-Lauten. Auch ist mir das Mikrofon im Frequenzbereich um die 1,5 bis 4 kHz deutlich zu aggressiv (bei manchen Stimmen sogar richtig schrill) abgestimmt. Am Ende brauchte ich fast immer komplexe Signalketten aus EQ, MultiBand Kompression und Deesser um einen einigermaßen zufriedenen Klang zu bekommen.
- Was das Mikrofon allerdings klanglich gut macht ist die Abbildung der Dynamik. Für ein Tauchspulenmikrofon werden Dynamikschwankungen sehr präzise Abgebildet.
Am Ende greift für mich aber die alter Regel, dass Mikrofone auch ohne Bearbeitung gut klingen müssen, um sie mit Bearbeitung hervorragend klingen zu lassen. Die ist zumindest bei der großen Masse der Stimmen bei dem OD303 leider nicht gegeben. Deswegen ist es für meinen Einsatz als Allrounder leider nicht geeignet (was natürlich nicht ausschließt, dass es auch die ein oder andere Stimme gibt, welche genau zu diesem Mikrofon passt).