Ich suchte schon länger nach einem MIDI Controller, der es mir erlauben würde, verschiedene Soft-Synths sowie hier und da auch Piano und E-Piano Emulationen / Sampler zu spielen und da schien das KeyLab Essential 88 in dieser Preisklasse nach einem perfekten Match. Leider blieb der Controller etwas hinter meinen Erwartungen zurück.
Ich fange mal mit dem Positiven an:
Das Keyboard sieht super schick aus und das Gehäuse ist echt verdammt robust gebaut. Das User Interface ist selbst für Einsteiger übersichtlich und intuitiv gestaltet und kommt quasi komplett ohne Doppelbelegungen aus.
Die mitgelieferte Software Analog Lab V ist echt umfangreich, klingt fantastisch, und lud mich gleich ein, mir zwei weitere Soft Synths von Arturia zu kaufen. Die Kommunikation zwischen dem Controller und (vor allem Arturia) Software funktioniert tadellos und intuitiv. Das stärkste Feature dieses Controllers sind zweifellos die sehr gut erreichbaren neun Potis und neun Fader - wer den klang seiner Synthesizer während des Spielens tiefgreifend verändern möchte, wird hier einiges an Spaß haben: da man hier via MIDI CC echt viele Parameter steuern kann, bin ich mit diesem Keyboard auch seit langem mal wieder in sehr viele schöne Happy Little Accidents reingestolpert!
Die 8 Pads fühlen sich gut an und reagieren einwandfrei - der Aftertouch ist hier smooth und gut kontrollierbar (auch wenn ich nicht ganz verstehe, warum diese Aftertouch brauchen; benutz ich bei trigger pads eigentlich gar nicht).
Und damit jetzt zum Negativen:
Mein größter Kritikpunkt ist eigentlich wirklich die Tastatur selbst. Zwar lassen sich Synthesizer hiermit recht gut spielen und die 88 Tasten lassen einiges an Experimentierfreude zu, die sich allgemein schon unintuitiv anfühlende Anschlagdynamik grenzt meiner Meinung nach aber echt an eine Vollkatastrophe: die schwarzen Tasten scheinen viel stärker auf meinen Anschlag zu reagieren als die weißen - Piano Emulationen und komplexe Sampler werden hierdurch quasi beinahe unspielbar. Erst dachte ich tatsächlich, dass mein Gerät defekt sein muss, allerdings berichteten auch andere User in verschiedenen Internetforen vom selben Problem. Da hat mein 100€ M-Audio Controller vor paar Jahren echt mehr Spaß beim Spielen gemacht. Ich kann jedem Besitzer nur empfehlen, Arturias "MIDI Control Center" herunterzuladen und damit etwas an der Anschlagdynamik zu schrauben: damit wird das Problem definitiv kleiner, bleibt im Großen und Ganzen aber bestehen.
Die Verarbeitung der Potis und Fader ist ein weiteres größeres Minus: Die Potis wackeln fröhlich als hätte Uli Behringer sie höchst persönlich angeschraubt und die Faderköpfe lassen sich so einfach lösen, dass ich Angst hätte, sie zu verlieren, sollte ich das Keyboard jemals transportieren.
Ein weiterer kleinerer Minuspunkt ist die Positionierung von Pitch- und Modwheel: kann auch nur an mir liegen aber die zwei Rädchen sind so weit weg, dass ich sie leider irgendwie nie benutze.
Fazit:
Das Keyboard empfiehlt sich für jeden, der damit Synthesizer ansteuern möchte und dabei mehr Wert auf Patch-Tweaking als auf Anschlagdynamik legt. Dann braucht man aber wirklich keine 88 Tasten; da empfehle ich dann doch eher die Version mit 61 Tasten. Das gesparte Geld kann man ja dann vielleicht für Software der Synth-Franzosen ausgeben.
Behalten werd ich das Gerät trotzdem; nur muss ich mich für mein Piano/E-Piano Spiel glaub nach einem weiteren Controller mit Hammer-Action oder so umsehen.
Anmerkung: Ich weiß, dass der MKII Hammer-Action besitzt. Das Teil ist mir aber schlicht zu groß und ergibt mit seinen umfangreichen DAW-control-Optionen keinen Sinn für meinen Workflow. So arbeite ich einfach nicht.
Grüße!