Die Liven-Plattform mit ihrer etwas rauhen DA-Wandlung, positiv als Crunch-Faktor bezeichenbar, der speziellen Haptik und deren Konnektivität in die instrumentale Umgebung hat spätestens mit Erscheinen des Ambient Zero ihre Marktberechtigung endgültig und erschütterungsresistent zementiert, soviel vorab. Für den aufgerufenen Preis bekommt man ganz sicher nichts vergleichbares sonstwo, denn hier stimmt auch das Grundkonzept sowie der Innovationsgrad.
Begründung für den positiven Ersteindruck: Die Synthesemöglichkeiten sind sehr fortschrittlich und von einer unverwechselbaren Ästhetik, ja fast unendlich, schon durch die Kombinierbarkeit mit Sampling innerhalb einer Produktionsumgebung. Es dürfte also ein Fest sein für sounddesignende Musiker, welche die systemischen Limitierungen der Liven-Plattform als Inspiration sehen. Die Implementation von Stereosampling sowie die Sequenzerfunktionen und FX ergeben also in Summe eine autarke Miniworkstation für Ambient und sonstige experimentelle Musik, nicht mehr und nicht weniger.
Spannend wird es bei einem gewissen Grad an Zweckentfremdung im Sinne des Produktnamens, z.B. Track-Bouncing, bei der eine gesamte Vorproduktion als Stereosample neu hinzugefügt und mit der vielseitigen Synthese-Engine kombiniert wird, und das kann ja beliebig oft wiederholt werden. Allerdings sollte man vorher gut planen, damit nicht alles in Klangmatsch endet. Jedoch ist dies eher eine Frage der Arbeitsmethodik, denn der technischen Plattform.
Sound: Einzeln klingen die Synthese-Ergebnisse durchaus nach Liven, also krisp, eher grob definiert, gerne auch harsch. Durch die vielseitigen Modulations- und Effektmöglichkeiten kommt aber -so gewünscht- ein Gesamtergebnis mit einer überzeugenden Eigenständigkeit und Dichte zustande, was dann deutlich nach 'mehr' klingt, als man (ich) zunächst erwartete, wegen der limitierten Hardware.., Überraschung geglückt!
Die Sample-Spur kann natürlich nicht nur Atmos à la Vogelgezwitscher, Meeresgerausche, Feuer und Wind, sondern hier geht jedes beliebige Stereo- oder Monosample, Atmos, Flächen, Submixe aller Art, also auch rhythmisches oder wonach einem sonst so ist. Alles ist denkbar, und 8 Sekunden Samplelänge je Slot in stereo oder mono geben viel Raum für harmonische wie schräge Ergebnisse. Interessant ist hier auch die Erstellung gepitchter Samples, die dann heruntergestimmt werden, womit sich die effektive Abspiellänge schön strecken lässt. Nicht zuletzt sind die sehr geschmackvollen Demos ein Zeugnis für einen Ausschnitt des Machbaren, und hier wird nur an der Oberfläche gekratzt.
Für wen ist der Liven Ambient Zero?
Für jeden, der fernab von Presets / Sounds der Brot- und Butter - Fraktion kreativ sein möchte, dabei den roten Faden entweder fest im Blick behält, oder einfach gerne experimentiert mit Sounddesign; und Brot und Butter im klanglichen Sinne kann man ja als Hintergrund-Sample ebenso beitragen, wenn es denn gewünscht ist.
Fazit für mich: Ich bin froh, einer der Erstbesteller bei Thomann gewesen zu sein, Sonicware kommt scheinbar mit der Produktion kaum hinterher.
Übrigens kommt dieses Gerät, erstmalig seit dem 8Bit Warps, ohne Tastatur-Overlay aus. Alle Editierung findet also mit überschaubarem Eintauchen in Sekundärebenen statt - sehr erfreulich und dennoch nicht weniger mächtig.
Ergo: Hier hat der Hersteller alles richtig gemacht, mit der perfekten Symbiose aus Synthetik und Stereo-Sampling!