Klar, dass Guild gute Akkustikgitarren baut ist bekannt. Das aber 1952 die ganze Guildgeschichte im Prinzip mit elektrischen Gitarren begann weiss vermutlich nicht jeder.
Umso interessanter finde ich, dass Guild nun im Rahmen der Newark-Collection einige ihrer Klassiker (8 Gitarren, 1 Bass) neu aufgelegt hat.
Scharf auf diese Gitarre bin ich, seit ich Abi Wallenstein auf seiner Originalen Guild Aristocrat von 1957 spielen höre ! Deshalb musste auch zunächst ein Dearmond M75-Nachbau aus 1998 herhalten, der zwar eine hervorragende Gitarre ist, aber von der Bauart (solidbody, Dearmond-HumbucKer) her, fast gar nicht mit dieser neuen Aristocrat oder der alten Originalen aus den 50gern zu vergleichen ist.
Nach einen kleinen Ankündigung der "Guild-Newark-Series" in einer Gitarrenzeitschrift habe ich sofort im März diese Gitarre hier bei Thomann vorbestellt, nun Ende Juni war sie endlich lieferbar.
Nach dem Öffnen des Koffers kommt einem erst einmal ein angenehmer vanilliger Geruch entgegen (wie man es auch von Gibson-Koffern her kennt). Die Gitarre ist in einem atemberaubenden Antikburst lackiert (die Standardbilder treffen die Fartöne leider nicht wirklich). Der Übergang von einem dunklen Amber über ein rötlichen Ton zum Dunkelbraun harmoniert hervorragend mit dem braunen Ton von Zarge und Boden.
Als erstes fällt auf, wie leicht diese Gitarre ist: 2,8 kg (Hollowbody-Gitarre). Die Verarbeitung ist hervorragend: Lackierung, Bindings, Hardwareverarbeitung sind einwandfrei. Ich habe nicht das geringste zu bemängeln. Die Gitarre ist werkseitig gut eingestellt und wies sogar eine fast korrekte Stimmung auf. Die Tuner funktionieren einwandfrei und die goldene Harware wirkt sehr edel. Die Brücke ist nicht fest oder gepinnt, sondern "floating", wie z.B. bei den großen Hollowbody-Jazzgitarren.
Die Bespielbarkeit ist hervorragend (Die Mensur ist etwas kürzer und das Griffbrett am Sattel etwas schmaler als bei einer Les Paul), also eher etwas für Leute mit kleineren Händen.
Angeschlossen an meinen Fender Hotrod Deluxe, entfaltet die Gitarre im Cleankanal durch Steuerung der beiden Singlecoils sehr unterschiedliche Klangfarben von kristallklar und fast schon an eine Gretsch erinnernden Bridgeton bis zu einem sehr warmen, weichen fast einer reinen Jazzgitarre ähnlichen Ton am Halspickup.
Die Tonabnehmer sind keine P90 sondern den ursprünglich aus Frankreich stammenden "Franz's" des Originals nachgebaut.
Das offizielle Guild-Video zu dieser Gitarre auf You-Tube ist imo leider wenig hilfreich, und zeigt nicht annähernd die tonale Vielfalt auf, die dieses Instrument bietet.
Mit einem Boss-Bluesdriver und einwenig Analogdelay in der Effektschleife des Fenders entfaltet die Gtarre einen lebendigen, chrunchigen Rock- Bluessound mit viel Charakter, der für mich die Sonne aufgehen lässt. Die Feedbackneigung lässt sich für eine Hollowbody-Gitarre erstaulich gut beherrschen und abholen.
Ganz klar ist diese Gitarre eher nicht für Metall, sehr verzerrte Sounds oder extreme Lautstärken geeignet. Wer jedoch an erdigen, leicht angezerrten, chrunchigen 50ger-/60ger-Sounds interessiert ist, wird hier gut bedient.
Der Gesamteindruck rechtfertigt für mich auf jedenfall den etwas höheren Preis für diese in Korea gefertigte Gitarre. Das der Koffer dabei ist, ist sinnvoll, denn diese Gitarre passt z.B. nicht in einen Les Paul-Koffer.
Fazit: ein gelungenes Reissue eines fantastischen Guild-Klassikers zu moderatem Preis