Ich besitze zwar die eine oder andere moderne Interpretation der Fuzzface- und Tonebender-Schaltkreise (mit Germanium-Transistoren, wie es sich gehört), aber keines dieser originalen legendären Urgesteine in riesigen Gehäusen. Wenn die Originale sich tatsächlich ähnlich wie dieser Behringer Fuzz Bender vor dem Verstärker verhalten, dann weiß ich nicht, ob ich eins will. Zum aufgerufenen vintage-Preis - garantiert nicht.
Der Behringer hat relativ wenig Gain für einen Tonebender, klingt aber im standart-Modus ganz ok. Eher dunkel, keine besonders spitzen Höhen, ganz angenehm eigentlich, wenn auch etwas schwach. Vier Sterne hier. Ich muss erwähnen, dass der Verstärker beim Test clean eingestellt war, denn bei mir müssen alle Verzerrer ordentlich über einen cleanen Einkanaler funktionieren, um in der Sammlung zu bleiben. Es ist natürlich mein Problem, denn tatsächlich klingen einige Pedale über bereits angezerrten Amp besser und sind genau für diesen Zweck entworfen worden.
In der MOD-Stellung des Schalters wird es dann aber ganz seltsam: über cleanen Amp klingt es relativ leise und trotz des voll aufgedrehten Attack-Regler fast nicht verzerrt- Man muss die schwache Zerre regelrecht raushauen. Außerdem schwankt die Lautstärke, manche Töne werden einfach nicht wiedergegeben. Vielleicht kommen in diesem Modus irgendwelche Frequenzen aufeinander zu und annihilieren sich gegenseitig, keine Ahnung. Dafür ist das einem cocked wah ähnelnde Effekt präsent. Wahrscheinlich wollten die Designer Mick Ronson Tribut zollen. Erst wenn man die Lautstärke beim Fuzz so aufdreht, dass es in einer Wohnung schon grenzwertig wird, bekommt man etwas mehr Zerre und der Ton wird ebener, die Noten werden nicht mehr verschluckt. Zwei Sterne für diesen Modus, da der Klang doch sehr speziell und bei Zimmerlautstärke nicht wirklich erreichbar ist. Man kann jedoch in der MOD-Postion Attack auf ca. 13 Uhr stellen und eine Art Midboost rausbekommen, um den Verstärker leicht anzufetten. Ob man dafür einen Fuzz nehmen muss?
Dieses Pedal ist also scheinbar eher für Bühnen und Proberäume gedacht und in dem Sinne wahrscheinlich sogar originalgetreu und authentisch. Es gibt aber Fuzze, die es leise und über cleanen Verstärker wesentlich besser können. Eigentlich sind es alle anderen, die ich besitze.
Verarbeitung des Fuzz Benders ist aber 1A. Potis laufen angenehm schwergängig, die beiden Schalter wirken solide. Ich meine, alleine das schicke Gehäuse ist wahrscheinlich 15-20€ wert. Die Verpackung ist schlicht, aber klasse durchdacht, da können sich bestimmt 90% der boutique-Hersteller mit ihren Pappschachteln eine oder zwei Scheiben von abschneiden.
Fazit: bei einem Preis von 60€ kann man eigentlich zugreifen, wenn man ungefähr weiß, womit man es hier zu tun hat. Der Fuzz Bender will laut gespielt werden und am besten über einen bereits leicht zerrenden Amp.